Umfrage unter Schweizer Unternehmen zu Content-Marketing-Aktivitäten

Wo englische und amerikanische Unternehmen in Sachen Content-Marketing stehen, ist hinlänglich bekannt. Umfragen und Studien dazu finden sich viele. Für Firmen aus der Schweiz und Deutschland sind solche Informationen eher ein selten-kostbares Gut. Die Schweizer Webagentur Namics hat sich der klammen Informationslage angenommen und zwischen August und September 2014 eine Umfrage unter 132 Unternehmen aus der Schweiz und Deutschland durchgeführt, bei einer Rücklaufquote von 59.

Im Kern ging es um die Frage:„Wie weit sind Unternehmen im Content Marketing?“ Wie viel Budget und Personal wird investiert, wird überhaupt Content-Marketing betrieben? Und gibt es eine ausgearbeitete Strategie? Ende Februar 2015 wurden die Ergebnisse publik gemacht.

85 Prozent der 59 Unternehmen gaben an, im Bereich Content-Marketing aktiv zu sein, wobei alle Branchen und Firmengrössen vertreten waren. Als Hauptgründe gegen Content-Marketing wurden vor allem mangelnden Resourcen (71 Prozent) und eine strategisch anderen Ausrichtung (29 Prozent) genannt. Auffällig ist, dass von den nicht aktiven Unternehmen 65 Prozent ausschliesslich auf dem Schweizer Markt aktiv sind.
Das mag zu der Schlussfolgerung verleiten, dass Schweizer Unternehmen, die allein den heimischen Markt bedienen, Content-Marketing-Projekte weniger stark voran treiben. Allerdings sind die Umfrageergebnisse bei 59 Rückläufen nicht ohne weiteres verallgemeinerbar.

Gründe für das eigene Content-Marketing: Die Aktivität der Konkurrenz

Namics fragte auch nach den Gründen für den Start der Content-Marketing-Aktivitäten. In den meisten Fällen (37 Prozent) wollte man das eigene SEO mit hochwertigem Content verbessern. In knapp einem Viertel der Fälle, führte die Eigeninitiative der Mitarbeiter zum Start von Content-Kampagnen, in einem weiteren Viertel beschloss die Geschäftsleitung den Start und in 17 Prozent der Fälle war es einfach die zunehmende Content-Aktivität der Mitbewerber.

Die Angaben legen den Schluss nahe, dass vermutlich mehr als die Hälfte dieser Unternehmen kein zielgerichtetes Content-Marketing betreiben, bei dem sie versuchen, ein klares Bild von ihrer Zielgruppe zu erhalten und eigene Marketing-Ziele definieren, in deren Dienst die einzelnen Content-Kampagnen dann stehen.

In der Tat gaben die meisten Unternehmen an, keine Key Performance Indikatoren zu ermitteln. Entsprechend ist es nicht möglich, die eigenen Content-Marketing-Projekte auszuwerten und anhand relevanter Daten weiter zu verbessern.


Irgendwie unfertig – so schätzen Firmen ihr Content-Marketing ein (Bild: © bikeriderlondon – Shutterstock.com).

Selbsteinschätzung: Eigenes Content-Marketing wenig ausgereift

Bei der Frage, wie die Unternehmen die Ausgereiftheit des eigenen Content-Marketings einschätzen würden, gaben auch nur 14 Prozent an, regelmässige Prozesskontrollen durchzuführen. Allein 4 Prozent verbesserten die eigenen Arbeitsprozesse regelmässig anhand dieser Prozesskontrollen. Damit fehlt in der Regel genau der kontinuierliche Optimierungs- und Neuausrichtungsprozess, der eine Content-Marketing-Strategie von einer Serie vereinzelter Content-Projekte unterscheidet.

Ausgespielt wird der Content in der Regel über die Firmenwebseite (98 Prozent), via Newsletter (88 Prozent) oder mittels digitalem Kundenmagazin (53 Prozent). Etwas überraschend, nutzen lediglich 28 Prozent einen Corporate Blog für ihr Content-Marketing.
Als Social-Media Kanäle werden mit Abstand am häufigsten Facebook und Twitter genutzt. In beiden Fällen gaben ca. 55 Prozent der Unternehmen an, die Plattformen mindesten wöchentlich zu bespielen. Google+ (26 Prozent), LinkedIn (19 Prozent) Youtube (14 Prozent) und Xing (13 Prozent) folgen mit deutlichem Abstand.

Es wird vor allem als tägliches Hilfsmittel für die Bereiche Marketing, Kundenbetreuung und Unternehmenskommunikation angesehen. Andere Bereiche greifen in deutlich geringerem Masse auf diese Art der Kommunikation zurück und vor allem nicht täglich. Dabei gäbe es durchaus Anwendungsgebiete. Im Kundenservice oder im Vertrieb kann z.B. mit einer Customer-Journey herausgefunden werden, welche Berührungspunkte ein Interessent mit dem Unternehmen hat, wenn er einen Kauf tätigen möchte und wie kundenfreundlich diese sind. Eine kurze und saubere Übersicht zu den einzelnen Schritten, die ein Vertriebler schnell an einen potentiellen Kunden verschicken kann oder die auf der eigenen Webseite online steht, wäre ein Gewinn für die Kunden und den eigenen Vertrieb.

Auf dem Sprung zur Weiterentwicklung?

Insgesamt vermitteln die Umfrageergebnisse den Eindruck, dass sich die meisten deutschen und Schweizer Firmen in einem frühen Stadium des Content-Marketings befinden. Die Selbsteinschätzung der Firmen unterstreicht dies noch einmal: ca. 71 Prozent sehen sich entweder auf Stufe 1 oder 2 von möglichen 5. Eventuell wird es bald einen grösseren Schwung geben, in dem sich viele dieser Unternehmen weiter professionalisieren. Der Ruf nach umfassenderen Content-Marketing-Strategien an Stelle von vereinzelten Massnahmen ist in der letzten Zeit bereits lauter geworden – und wird von Content-Agenturen gerne bedient.

 

Oberstes Bild: © phoelix – Shutterstock.com

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Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft für's Schreiben.
Die Themen dürfen ruhig weit gesteckt sein: Von Archäologie und Kulturanalyse über Naturwissenschaft und Technik hin zum eCommerce und Content-Marketing.

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