Nicht nur Google hat relevante Algorithmen – Facebook auch
VON Markus Haller Soziale Plattformen
Aktuell wird über die sinkende organische Reichweite auf Facebook diskutiert. Betroffen sind vor allem Content-Marketing betreibende Unternehmen, die mehr und mehr auf die hohe Gratis-Reichweite von Facebook verzichten müssen.
Auslöser dieser Diskussion ist letztlich eine Änderung am Newsfeed-Algorithmus von Facebook. In diesem Artikel erklären wir ein paar Grundlagen zum Newsfeed und zu den aktuellen Änderungen und stellen die Frage, ob Facebooks Algorithmus-Updates bald so viel Wirbel wie Googles Aktivitäten erzeugen.
Googles Updates sind weitläufig bekannt. Nach jeder Ankündigung von Änderungen am Suchalgorithmus herrscht unter Betreibern grosser Webseiten viel Aufregung, denn eine Abwertung im Google-Ranking bedeutet einen massiven Einbruch an Traffic. Wer von Online-Anzeigen lebt, wird da natürlich nervös.
An den Google-Nervenkitzel hat man sich heute bereits gewöhnt. Sicherlich auch, weil Google selbst einigen Aufwand betreibt, um bemühten Webmastern durch Vorankündigungen und Beantwortung von SEO-relevanten Fragen einen Traffic-Einbruch zu ersparen.
Trotzdem ist viel Zeit nötig, um sich an die Google-Dynamik anzupassen. Und wer zusätzlich auf Facebook aktiv ist, muss hier wohl bald mit einem ähnlichen Aufwand rechnen, denn auch der für Facebook-Marketer so interessante Newsfeed wird von einem Algorithmus zusammengestellt, den Facebook gelegentlich einem Update unterzieht.
Der Newsfeed bestimmt massgeblich über die aktuell viel diskutierte organische Reichweite auf Facebook. Im Wesentlichen geht es darum, welche Beiträge im Newsfeed einer Zielgruppe überhaupt auftauchen und falls ja, wie weit oben sie gelistet werden – es sind mehr oder weniger dieselben Fragen, die sich Webseitenbetreiber in Bezug auf Google stellen. Vielleicht gibt es neben der Suchmaschinenoptimierung (SEO) bald eine ähnlich bekannte Disziplin namens Facebookoptimierung?
Falls es so kommen sollte, können Sie hier ein paar Grundlagen zum Newsfeed, dem Newsfeed-Algorithmus und der aktuellen Diskussion lesen.
Was genau ist der Newsfeed und wer sieht was darauf?
Der Newsfeed ist das zentrale Element auf der Startseite des eigenen Facebook-Accounts. Anders als bei der Chronik können nur registrierte Facebook-Nutzer mit dem Newsfeed in Berührung kommen. Hier werden zum einen Informationen über die Aktivitäten im eigenen Account (eigene Beiträge, Änderungen im eigenen Profil etc.) angezeigt und zum anderen die Aktivitäten in anderen Accounts. Die spannende Frage bei der Diskussion um die organische Reichweite ist, welche Informationen von anderen Accounts auf den Newsfeed kommen. Darüber bestimmen Facebook und der einzelne Nutzer. Facebook legt natürlich die grundlegenden Strukturen, in denen gewisse Wahlmöglichkeiten für den einzelnen Nutzer enthalten sind.
Generell und etwas vereinfacht gesagt, kommen nur Informationen von solchen Accounts in den Newsfeed eines Nutzers, wenn er diesem Account einen „like“ (nicht nur einem bestimmten Beitrag, der in dem Account ausgespielt wurde) gegeben hat. Auf diese Weise wird der Account „abonniert“ und Informationen, die von dieser Quelle produziert werden, tauchen gleichzeitig im eigenen Newsfeed auf. Wer nicht nur einen Account abonniert, sondern die zugehörige Person oder Organisation als Facebook-Freund hinzufügt, erhält nicht nur Beiträge, sondern auch Mitteilungen zu deren Aktivitäten (Kommentare von Beiträgen, Profiländerungen etc.).
Damit ist die Newsfeed-Gestaltungsmöglichkeit des Nutzers mehr oder weniger ausgeschöpft. Alles weitere erledigt Facebook im Hintergrund und lässt sich dabei nur bedingt in die Karten schauen. Wichtig zu wissen ist, dass im Newsfeed in der Regel nicht alle Beiträge eines abonnierten Accounts auftauchen und auch die Sortierung (weiter oben oder weiter unten) ist nicht chronologisch – wobei diese aber in den Newsfeed-Einstellungen festgelegt werden kann.
Newsfeed-Algorithmus – neueste Änderungen
Die Sortierung des Newsfeeds geschieht durch einen Algorithmus, der eine Fülle von Parametern berücksichtigt. Angeblich sind es über 100.000. Wie diese Parameter ermittelt werden, gibt Facebook nicht genau bekannt – eine grobe Richtung und auch ein paar konkrete Anhaltspunkte gibt es aber doch.
Laut Facebook ist das Ziel des Algorithmus, dem individuellen Nutzer „Content zu zeigen, der für ihn relevant ist“. Wie der Produktmanager Max Eulenstein und die User Experience Researcher Lauren Scissors, in einer Mitteilung erklärten, hatten die neuesten Updates vom 21. April drei Veränderungen am Algorithmus zur Folge.
- Inhalte, die von Facebook-Freunden geteilt werden, erscheinen im Newsfeed weiter oben als vor dem Update.
- Kommentieren Facebook-Freunde einen Beitrag bzw. verteilen „like“, werden diese Aktivitäten weiter unten bzw. gar nicht mehr im Newsfeed angezeigt.
- Mehrere Beiträge von demselben Account werden jetzt auch direkt hintereinander angezeigt – früher wurde dies unterbunden, um die Inhalte im Newsfeed vielfältiger zu halten.
Auch wenn die genauen Auswirkungen anhand dieser Informationen nicht abgeschätzt werden können, so scheinen die Betroffenen doch relativ offensichtlich: Unternehmen, die keine hohe Interaktion mit allen ihren Facebook-Fans unterhalten können, werden an Reichweite einbüssen. Die Diskussionen um dieses Vorgehen von Facebook greifen wir im nächsten Artikel auf.
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