Mobile Optimierung: Dynamische Bilder für Berufsverkehrs-Surfer

Wie beeinflusst der Berufsverkehr die Bildauswahl eines Bloggers? Vermutlich bisher gar nicht – und hier könnte sich eine Marktnische verbergen. Viele Personen nutzen mobiles Internet während der typischen Berufsverkehrs-Zeit, und Bilder sind ein probates Mittel, um ungeduldige Leser abzuholen, wie beispielsweise den mobilen U- oder S-Bahn-Leser.

In diesem Artikel gehen wir auf diese Punkte näher ein und stellen zwei Konzepte von Bildern gegenüber, die man in der Blog-Landschaft von heute finden kann. Eine davon hat vermutlich das Potenzial, mobile Leser besonders stark anzusprechen.

Emails, Google Maps, Navigationssystem, soziale Plattformen, Diktiergerät, Kamera mit Videofunktion, Terminplaner, Uhr, Beschleunigungsmesser, Schrittzähler, MP3-Player, mobile Bezahlfunktion … und das alles in der Hosentasche. Die Verfügbarkeit von zahlreichen praktischen Hilfsmitteln für den Alltag in einem portablen, internetfähigen Gerät hat die Gewohnheiten ganzer Generationen verändert. Im Zuge einer Umfrage des Internet-Unternehmens Tomorrow Focus Media unter ungefähr 2200 Personen zur Nutzung des mobilen Internets, gaben mehr als 70 Prozent der Befragten an, im Zeitraum zwischen 17 und 20 Uhr über ihr Smartphone zu surfen. Das entspricht der typischen Berufsverkehrszeit.


(Quelle: Tomorrow Focus Media)

Natürlich gibt es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten dieser Erhebung. Es bedeutet sicherlich nicht, dass zwischen 17 und 20 Uhr mehr als 70 Prozent der Befragten auch tatsächlich in der U- oder S-Bahn sitzen und dort mobil surfen. Prinzipiell könnte dieser Verlauf auch gar nichts mit dem Berufsverkehr zu tun haben – vielleicht greifen viele Personen einfach, nachdem Sie von der Arbeit nach Hause kamen, kurz zum Tablet, um die neuesten Nachrichten zu erfahren. Oder die Berufsverkehrs-Surfer bilden lediglich einen vernachlässigbaren Anteil der mobilen Nutzer.

Berufspendler als Nischengruppe

Leider hatte die Befragung nicht das Ziel, dieser Frage näher nachzugehen. Aber wer als Berufspendler öffentliche Verkehrsmittel nutzt und sich das Verhalten seiner Mitfahrgäste näher angeschaut hat, wird sicherlich zustimmen, dass sich dort insgesamt viele Smartphones und Tablets einer hohen Nutzungsrate erfreuen können.

Und auch wenn mobiles Surfen nicht automatisch bedeuten muss, dass eine Person Blogs nach lesenswerten Beiträgen durchsucht, bietet sich dieser Zeitabschnitt durchaus dafür an. Als Blogger ist es ist sicherlich einen Versuch wert, die Bedürfnisse bzw. das Verhalten mobiler Leser ins Auge zu fassen und in einer Testphase zu evaluieren, ob sich der mobil ausgerichtete Content besser verbreitet. Dabei ist ein mobil optimierter Blog Grundvoraussetzung – hier geht es darum, wie ein Blogger seine Auswahl der Inhalte weiter auf mobile Leser ausrichten kann.

Auch ungeduldige Leser schenken Bildern hohe Aufmerksamkeit

Wer unseren Beitrag über das Leseverhalten mobiler Nutzer gelesen hat, wird wissen, dass Bildmaterial und Überschriften im mobilen Kanal einen Aufmerksamkeits-Magneten darstellen. Ausserdem gibt es, laut einer Studie der Universität Trier ((Der Vollständigkeit halber soll noch angemerkt werden, dass diese Studie bereits fünf Jahre alt ist und es natürlich sein kann, dass sich die mobilen Lesegewohnheiten noch einmal gewandelt haben, beispielsweise aufgrund des verstärkten Aufkommens mobil optimierter Texte in den letzten zwei Jahren. Neuere Studien zu diesem Thema sind wünschenswert. Relevant sind die Ergebnisse aber allemal – die Dozentin an der University of California (UCSD), Erin Brenner, hielt die Studie auch Ende 2014 noch für einen relevanten Forschungsbeitrag zu den mobilen Lesegewohnheiten.)), in der Regel nur sehr wenige mobile Leser (5 Prozent), die einen Text im Detail und der Reihe nach lesen. Die Mehrheit der mobilen Leser (58 Prozent) rastert den Text oberflächlich ab und etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) navigiert anhand der Überschriften.

Mit guten Überschriften und ansprechenden Bildern kann man mobile Leser erreichen. Insbesondere Bildmaterial hat sehr viel Potenzial, das in der Regel ungenutzt bleibt. Im Folgenden wollen wir uns diesen Punkt näher anschauen – wenn Sie etwas mehr über ansprechende Überschriften erfahren möchten, dann finden Sie diesen Beitrag sicher interessant.

Zwei Bilderkategorien: Unterstreichend oder Aha-Effekt

Schaut man sich einmal in der Blog-Landschaft um, sieht man – sehr grob gesagt – zwei Kategorien von Bildern. Die eine stellt die überwiegende Mehrheit dar und die andere ist eher im Kommen. Aus meiner Sicht ist die zweite Kategorie die spannendere. Auf sie sollte man setzen, wenn man mobile Leser ansprechen und sich bei ihnen nachhaltig in Erinnerung bringen will. Ich möchte diese beiden Kategorien als statisch und als dynamisch bezeichnen.

Ein statisches Bild hält einen bestimmten Augenblick aus einer Begebenheit fest, zu der ein Leser in der Regel keinen persönlichen Bezug hat, die Situation aber durchaus kennt. Als Aufmacherbild setzt es die Artikelüberschrift meist in einen gewissen Rahmen.

Ein dynamisches Bild nutzt dagegen eine dargestellte Momentaufnahme, um einen bestimmten Prozess oder eine Alltagssituation intuitiv verständlich zu machen. Ein dynamisches Bild zielt darauf ab, beim Leser ein „Ja, das kenn ich auch – wunderbar bildlich dargestellt“-Erlebnis hervorzurufen. Ausserdem ist ein dynamisches Bild Teil des Textes. Es macht einen bestimmten Punkt des Textes sofort verständlich, sodass die Aussage einem Leser lange im Gedächtnis bleibt. Gepaart mit einer passenden Bildunterschrift, können solche Bilder einen Leser, der gerade in der U-Bahn durch verschiedene Blog-Beiträge rastert, in den Text hinein ziehen. Die Bildunterschrift sollte dazu nicht einfach das Bild beschreiben, sondern die Verbindung zwischen dem Dargestellten und dem Text herstellen.

Drei Beispiele für statische Bilder und für dynamische Bilder machen schnell deutlich, wo die Unterschiede der beiden Kategorien liegen.

Statische Bilder:

Daimler Blog – «Optimierungswirtschaft trifft Ideenwirtschaft»


(Bild: Daimler-Blog)

Das Bild vermittelt dem Leser sofort den Eindruck, dass es um ein wirtschaftliches Thema geht. Die Szenerie ist passend zur Überschrift gewählt: Ein Wirtschaftler zeigt dem anderen etwas, eine Person lernt von der anderen – Optimierungswirtschaft trifft eben Ideenwirtschaft. Die Artikelüberschrift wird über das Bild schnell in einen bestimmten Rahmen eingebunden.

Princess Blog – Duschgel, Peeling & Co


(Bild: princess.ch)

Auch hier wurde ein Bild gewählt, das die Überschrift unterstreicht. Duschgel, Peeling & Co – genau das wird auf dem Bild gezeigt. Offenbar geht es um eine Produktvorstellung oder Pflegetipps bzw. eine Kombination aus beidem.

Noch einmal der Daimler-Blog – Erlebnisberich


(Bild: Daimler-Blog)

Das Artikelthema ist ein Erlebnisbericht von einem Truck Grand Prix und entsprechend zeigt das Bild eine Szene des beschriebenen Grand Prix.

Diese Art von Bildern wird in der Regel für Blogs verwendet – auch wir bei belmedia benutzen in der Regel Bilder aus der Kategorie „statisch“. Was kann man nun visuell grossartig anders machen?

Dynamische Bilder

Elsevier Verlag – Peer-Review-Prozess


(Bild: Nick Kim)

Der Cartoon vermittelt auf einen Blick das Gefühl, das einen Wissenschaftler überkommt, der ein Paper – also eine wissenschaftliche Publikation – für eine Veröffentlichung einreicht. Ab diesem Moment beginnt der sogenannte Peer-Review-Prozess, in dem die Publikation sehr kritisch unter die Lupe genommen und nicht selten auch abgelehnt wird (das vielleicht bekannteste Wissenschaftsjournal Nature hat eine Ablehnungsquote von ungefähr 80 Prozent). Vermutlich wird jeder Wissenschaftler, für den dieser Beitrag interessant sein könnte, sofort wissen, was mit dem Bild gemeint ist und sich vom Autor verstanden fühlen. „Ah ja, die Kollegen vom Peer-Review-Prozess zerreissen die Paper schon am laufenden Band – kenn ich.“

LinkedIn – Benutzerfreundlichkeit vs. Design


(Bild: Quelle leider unbekannt)

Die Quelle zu diesem Bild war leider nicht auszumachen – über die sozialen Netzwerke verbreitete es sich trotzdem stark. Kein Wunder, denn bei diesem Bild wird vermutlich jeder Online-Marketer, Webdesigner oder Softwareentwickler wissen, worum es geht. Es ist eine wirklich gelungene, Veranschaulichung für Benutzerfreundlichkeit aus dem Alltag – Nutzer folgen in der Regel nicht dem vom Konstrukteur geplanten Pfad, sondern dem für sie bequemsten.

Twitter – Cybersecurity


(Bild: Lisa Benson)

Auch dieses Bild wurde gerne über die sozialen Netzwerke verbreitet. Anders als der kreative Kommentar zum Trapelpfad ist die Künstlerin hier aber bekannt. Windows als Schlupfloch für Cyber-Attacken. Wirklich schön, auf einen Blick veranschaulicht – nicht wahr?

Vorteil und Arbeitsaufwand

Wo liegt nun genau der Vorteil von dynamischen Bildern? Sie bleiben länger im Kopf, weil sie dem Betrachter eine konkrete Situation aus seinem Alltag auf kreative Art und Weise ins Gedächtnis rufen. Wenn dies gelingt, sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte. Und weil der Leser auf einen Blick weiss, dass der Autor ein Thema behandelt, das sein eigenes Leben berührt und offenbar in der Lage ist, eine komplexe Situation mit einem einzigen Bild intuitiv zu erklären, ist er vermutlich bereit, den Text von Anfang an im Detail zu lesen.

Natürlich muss viel mehr Arbeit aufgewendet werden, wenn man solche Bilder in seinen Beitrag einpflegen möchte, als wenn man dazu auf statische Bilder setzt. Während statische Bilder in sehr guter Qualität für wenige Franken von entsprechenden Portalen eingekauft werden können, sind dynamische Bilder in der Regel Sonderanfertigungen, die für einen Text neu entworfen werden müssen.

Selbst wenn es viele dynamische Bilder kauffertig auf einem Bilderportal geben sollte, so weiss der Autor in der Regel nicht, nach welchen Schlagworten er suchen soll – dynamische Bilder zeigen Szenerien, die mit der getätigen Aussage zunächst einmal nichts zu tun haben, und Bilder werden in der Regel unter Schlagworten abgelegt, die das Bild beschreiben. Wer einen Artikel über IT-Sicherheit verfasst hat, würde auf einem Bilderportal nicht unbedingt auf die Idee kommen, unter Schlagworten wie Wachhaus, eingeschlagenes Windows-Fenster, Leiter, Schranke usw. zu suchen.

Bilder für Texte suchen oder Texte für Bilder schreiben

Wer diese Art von Bildern in seinen Blog-Beiträgen sehen möchte, der muss zunächst dafür sorgen, dass dem Autor eine eigene Grafikabteilung bzw. eine externe Grafikagentur zur Verfügung steht und Zeitbudget für einen entsprechenden Austausch bereitstellen. Ist der Autor der Ideengeber, benötigt er Zeit, diese Idee dem Grafiker mitzuteilen. Vielleicht muss eine gute Idee auch erst im kreativen Austausch zwischen Autor und Grafiker entwickelt werden – es wird auf jeden Fall Zeit und Geld kosten.

Alternativ kann auch der umgekehrte Weg probiert werden: Von den grossen Bilderportalen werden passende Bilder gesucht und nach groben Vorauswahlkriterien in einem Pool gesammelt. Anschliessend können die Autoren gefragt werden, ob sie zu diesen Bildern einen guten Text liefern können. Ohne eine der beiden Varianten selbst ausprobiert zu haben, klingt für mich der zweite Weg so, als wäre er der kostengünstigere.

Dynamische Bilder eigenen sich nicht für jeden Text. Geht es um einen Erlebnisbericht, macht ein Bild von der besuchten Veranstaltung natürlich mehr Sinn als ein dynamisches Bild, das eine bestimmte Situation sehr gut beschreibt, aber mit der Veranstaltung nichts zu tun hat. Nicht alle Themen eignen sich dafür, um diese Bilder zu verwenden – aber dort, wo es geht, sollte man diese Chance auch nutzen und nach ein paar Wochen auswerten, wie diese Beiträge speziell bei den mobilen Lesern angekommen sind.

 

Oberstes Bild: © ldprod – Fotolia.com

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Mehr zu Markus Haller

Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft für's Schreiben.
Die Themen dürfen ruhig weit gesteckt sein: Von Archäologie und Kulturanalyse über Naturwissenschaft und Technik hin zum eCommerce und Content-Marketing.

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